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Filz

Nachspiel

Wenn zufällige Passanten zu Zeugen zu Mitwissern zu Auftraggebern zu Tätern werden. Welche Wahrheit glauben wir?

Alter:
Erwachsene

Personen:
2 - 3 Personen
2H

Dauer:
Abendfüllend

Uraufführung:
Oktober 2000
Schauspiehaus Wien

Raoul Biltgens erstes Theaterstück und erste Uraufführung am 2. Oktober 2000 am Wiener Schauspielhaus.

A und B sind Freunde. Sie erzählen von einem Spaziergang im Winter an einem eiskalten Januartag an einem See. Sie haben Fotos gemacht, sie knipsen hie und da und sehen plötzlich durch ein Objektiv ein junges Paar. A und B waren anscheinend Zeugen eines Mordes? Auf den Fotos ist alles unscharf, aber die Sache hat ihnen keine Ruhe gelassen und sie haben zuerst eine Hand aus dem Eis ragen gesehen und schließlich die Leiche herausgezogen. Was jetzt? Sie machen brav die Anzeige, sie werden aber immer verdächtiger. Was tun? Wie redet man sich heraus?

Aufführungsrechte: Thomas Sessler Verlag

Pressereaktionen

Wiener Zeitung vom 4.10.2000 zur Uraufführung

„ … Den vielversprechenden Auftakt im winzigen Theaterlabor ohne Bühnenpodium machte das von Thomas Dittmar mit Simon Hatzl und Horst Heiß flott in Szene gesetzte „Nachspiel“ von Raoul Biltgen. Der 1974 in Luxemburg geborene, gegenwärtig in Bregenz lebende Autor bedient sich in seinem Erstlingswerk, einem „kurzen Stück Theater“ für zwei Schauspieler, mit bemerkenswerter Treffsicherheit altbewährter thematischer und theatraler Strukturen, die er mit Sprachwitz und komödiantischem Geschick neu zu präsentieren versteht. Nicht von ungefähr ist er gelernter Schauspieler.

Der Anfang stimmt auf Slapstick-Unterhaltung ein. Doch bald schon wendet sich das Blatt, obwohl die Geschichte allemal unterhaltsam bleibt. Ein (Komiker?)-Paar ohne Eigennamen – A „redet und redet“, B „redet auch, doch schweigt schon mal“, beide in roten Hosen, der eine großgewachsen, der andere deutlich kleiner – bemüht sich, jeder für sich, den Zuschauern deutlich zu machen, was am 27. Jänner 2000 bei einem Spaziergang rund um einen zugefrorenen See passiert ist. Die begeisterten Amateurfotografen hatten ja ihre Kamera dabei, um das damals Geschehene zu dokumentieren. Was es mit dem Mord und der aus den Eisschollen herausragenden Frauenleiche auf sich hat, lässt sich nicht so einfach und schon gar nicht eindeutig eruieren. Die beiden „Zeugen“ (?) beharren auf ihrer jeweils eigenen, zusehends widersprüchlicher werdenden Wahrheit, die bis hin zur pointiert-oszillierenden Schlusswendung weitere Wahrheitsspekulationen möglich macht . . .

Mit seiner Absage an eine zweifelsfreie Krimi-Lösung befindet sich Biltgen in bester Gesellschaft: Hat doch bereits Akira Kurosawa in seinem Filmklassiker „Rashomon“ virtuos aufgezeigt, dass die Frage nach der objektiven Wahrheit nicht zu beantworten ist. … “

Auszug

B: Als wir am 27. Januar am See entlang gingen, einem kalten Tag, der das Wasser am See gefrieren ließ,…
A: Natürlich könnte ich jetzt sehr leicht behaupten, das Eis am See, die geborstenen Eisschollen, soweit von Schollen die Rede sein kann bei der Dicke dieser Schollen, ist eine Scholle eine Scholle, wenn sie nur wenige Zentimeter dick ist?, sagen wir einmal zwei. (zu B:) Na sag schon zwei. Also, zwei. Moment, also, ob Schollen oder nicht Schollen, ich könnte natürlich jetzt sehr leicht behaupten, diese Teile unbekannter Bezeichnung aus gefrorenem Wasser, schwimmend auf nicht gefrorenem Wasser, diese Eisplatten, diese kalten Platten, wenn man so will, Moment, bald komme ich zum Schluß, wirklich ehrlich, ich will nur eben so präzise wie möglich. Quizfrage: wer weiß noch, wie ich angefangen habe?, Moment, jetzt weiß ich selber grad nicht, also, doch, diese Dinger hätten gesungen. Könnte ich behaupten. Sehr malerisch, nicht wahr. Lautmalerisch. Ich nehme meinen Pinsel und male Noten auf den See, auf das Eis. Aber. Ich könnte so poesievoll sagen, aber sage ich nicht, weil, altes Bild, hundertmal verwendet, wen kümmert’s, mich nicht, hat hier ja auch nicht so viel verloren, deshalb sage ich: diese Eisplatten, diese kalten Platten, als ich da also am See entlang…
B: Als wir.
A: Ja. Richtig: wir. Die sind durch den Wellengang so ein wenig aneinander gerieben, und das hat dann ein Geräusch verursacht, das sehr oft von Menschen dichterischer Berufe als „Singen“ des Eises bezeichnet wird. War aber eher ein Knirschen. Eher. Bin ja auch kein Dichtender. Ich geb zu, ein helles Knirschen. Kein Singen. Vielleicht war es ein Summen, wenn ich es mal sehr gut meine mit den musikalischen Bildern, die von Menschen dichterischer Berufe abgelutscht werden. Keine Angst, ich werde jetzt nicht mich auslassen über dieses neue Bild, das ich da so unverfroren, eingefroren, eingeführt habe, von wegen lutschen und so. Also, Moment, da bin ich also unterwegs…
B: Wir.
A: Ja. Das Eis gibt Geräusche von sich, ich auch, sprich meine Füße auftretender Weise in den Schnee, eintretender Weise, ich halte da in meinen Händen…
B: Nein.
A: Nein, stimmt. Stimmt nicht ganz, ich halte da über meiner Schulter meine Tasche, die schwarze, die extra für den Zweck konzipiert wurde, fotografische Ausrüstungen nicht ganz so ausufernder Art zu transportieren. Diesem Zweck werden ich und meine Tasche gerecht; es befindet sich in ihr ein Fotoapparat älteren Baujahres, so einer.
(B zeigt die Tasche, den Fotoapparat, alles, was A auch im folgenden angibt und führt die Funktion des jeweiligen Gegenstandes kurz vor.)
A: Da kuckt man oben rein, und dazu ein ziemlich neuer Lichtmesser, genau am Tag vorher gekauft, für wer es wissen will. Dazu noch ein Deo, na ja, und auch diverse Wurmfortsätze objektiver Art für das Apparatum und Linsen, gelb und rot, und Papier und Bleistift und Kugelschreiber und, ist auch nicht so jetzt, also, ist egal, ach, heute ist das unmöglich mit mir, ich rede und rede und rede, und das so in diesem Moment auch noch, von wegen, doch ein wenig das Lampenfieber, also, ich schwafle da völlig unwichtiges, also, nur so Zeug, jetzt reiß dich doch mal, also, aber wirklich, unmöglich. Wo bin ich denn? Wer? Aber, aber wie gesagt…
B: Schluß jetzt.
A: Ja, ja, Schluß jetzt.

Ach, übrigens ...

die Uraufführungsproduktion von Raoul Biltgens Theaterstück „Parzival“ war für den Stella 2018 in der Kategorie „Herausragende Theaterproduktion für Kinder“ nominiert.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen hat mit ein paar Freunden 2008 einen eigenen Theaterverein mit Sitz in Wien gegründet. Seither machen sie als Plaisiranstalt Theater für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen schrieb fast zehn Jahre lang eine wöchentliche Liebes- und Sex-Kolumne unter dem Motto „Adam spricht – über alles, was sich Frauen nicht zu fragen und Männer nicht zu sagen trauen“.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen hat 22 bis 23 Tattoos. Ganz so genau weiß er es selbst nicht. Ist aber auch schwer zu wissen, da sich diese Zahl immer mal wieder ändert.

Ach, übrigens ...

Jean-Michel Treinen bezeichnete Raoul Biltgens erste Buchveröffentlichung „Manchmal spreche ich sie aus“ in der Zeitung „Letzebuerger Land“ zwar „nicht als Meister-, aber als hochanständiges Gesellenstück“. Das reicht für den Anfang einer Autorenlaufbahn.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens mit dem GLAUSER 2021 ausgezeichneter Kurzkrimi „Der ruhende Pol“ wurde unter dem Titel „Quiet Pol“ in einer Übersetzung von Mary Tannert im US-amerikanischen Ellery Queen Mystery Magazine veröffentlicht.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen stand schon mal unter Mordverdacht. Dieser ließ sich aber nur für recht kurze Zeit aufrechterhalten.

Ach, übrigens ...

Es gibt bisher einen Text von Raoul Biltgen in spanischer Übersetzung: Den kurzen Monolog „Iván“, erschienen in „abril“ 2009. Die deutsche Fassung des Textes erschien 2007 in „einer spricht“ bei Op der Lay.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens Theaterstücke „Nick“, „Lovemark Heidi“, „Parzival“ und „Top Kick“ gibt es in serbischer Übersetzung.

Ach, übrigens ...

im Jahr 2013 erschienen ganze 7 Anthologien mit Beiträgen von Raoul Biltgen. Das ist ein Rekord.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen wurde in der Uraufführung seines Stückes „VLAD“ im TAG in Wien 2012 durch die Plaisiranstalt gleich zwei Mal getötet: einmal in der Rolle des Pfarrers, einmal als Elvis. Überlebt hat er als Vampirjäger Hagen van Helsing. Das Mädel hat er am Ende trotzdem nicht bekommen.

Ach, übrigens ...

im Jahr 2021 war Raoul Biltgen regelmäßiger Gast der Satiresendung „De gudden Toun“ auf Radio 100,7 in Luxemburg. Dort nutzt er die Gelegenheit, sich mit dem jeweiligen Thema musikalisch auseinanderzusetzen und kommt damit zu Air Play seiner Songs.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen ist ein später Meister. Mit 45 Jahren hat er an der Donau Universität Krems den Master of Science gemacht. Seither darf er seinem Namen drei Buchstaben anhängen. Da hat sich der Aufwand doch gelohnt.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen hat nicht nur in jungen Jahren Ballett gelernt, er hat auch lange vor seiner eigentlichen Karriere als Schauspieler Tanztheater gemacht.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens Liebes- und Sexkolumne „Adam spricht“ gibt es auch als Buch mit ganzen 69 Einblicken in das Liebes- und Sexleben der Männer.

Ach, übrigens ...

manchmal schreibt Raoul Biltgen auch in seiner Muttersprache Luxemburgisch. Unter anderem gibt es bisher vier Theaterstücke, von denen drei Luxemburg zur Uraufführung kamen.

Ach, übrigens ...

bisher ein einziges Mal hat Raoul Biltgen Regie geführt: Im Sommer 2021 hat er sein eigenes Theaterstück „Wolf!“ für die Tiroler Volksschauspiele mit Sophie Berger inszeniert.

Ach, übrigens ...

wäre Corona nicht gewesen, wären in der Spielzeit 2019/2020 7 verschiedene Stücke von Raoul Biltgen in 9 verschiedenen Inszenierungen in 4 verschiedenen Ländern gespielt worden. Rekord verpasst.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen ist der Preisträger des niederländisch-deutschen Kinder- und Jugenddramatikerpreises 2017. Weitere drei seiner Stücken landeten in anderen Jahren auf der Shortlist.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens Theaterstück „Der freie Fall“ war in der Auswahl der Eurodram 2018 und wurde in diesem Rahmen auf Griechisch übersetzt.

Ach, übrigens ...

Juliane Auerböck von kulturfokus.at schrieb über die Uraufführung von Raoul Biltgens Stück „Phalli“ durch die Plaisiranstalt am TAG in Wien: „… Eine Meisterleistung der Plaisiranstalt und doch eine der merkwürdigsten Performances, die ich in letzter Zeit gesehen habe.“

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens Kurzkrimi „Und dann macht es Boum“ erschien 2016 in einer kroatischen Übersetzung von Željka Gorički in „Revija malih knjizevnosti: Benelux“ bei booksa 2016

Ach, übrigens ...

auch Musik macht Raoul Biltgen gern. Für einige seiner Theaterstücke hat er Lieder getextet und komponiert, ab und zu nimmt er auch selbst Lieder auf, um sie zu veröffentlichen. Manche davon wurden schon im Radio gespielt.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen hat 2 Mal die Drama Slam gewonnen, 2 Mal wurde er Zweiter, 2 Mal wurde er Dritter. Und das bei 6 Teilnahmen.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen hat auch schon als Werbetexter gearbeitet, als Sekretär für eine internationale Beraterfirma und er hat auf einem Rolling Stones-Konzert Bier gezapft.

Ach, übrigens ...

2008 saß Raoul Biltgen in der Jury für den GLAUSER in der Kategorie „Roman“, 2020, 2021 und 2022 ist er in der Jury für die Wettbewerbe zeilen.lauf und schreib.art. Und 2022 wird es die GLAUSER-Jury in der Kategorie „Kurzkrimi“ sein (nachdem er den Preis 2021 selbst gewonnen hat)

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens Theaterstück „Die Chance nach der Letzten“ gibt es auch in niedersorbischer und obersorbischer Übersetzung. Beide wurden 2012 am deutsch-sorbischen Volkstheater Bautzen gespielt.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen wurde für sein Theaterstück ZEUGS mit dem Jugendjury-Preis bei den Mülheimer Theatertagen 2022 ausgezeichnet.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens Roman „perfekt morden“ gibt es bisher als einziges seiner Werke auch als (ungekürztes) Hörbuch.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens Theaterstück „I will survive“ wurde als bisher einziges Theaterstück von Raoul Biltgen auch schon außerhalb Europas, nämlich in Shanghai und in Mexiko gespielt.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgens erster erlernter Beruf war der des Schauspielers. Dann wurde er zusätzlich Schriftsteller. Seit einigen Jahren ist er auch noch Psychotherapeut, forensischer Therapeut und Sexualtherapeut.

Ach, übrigens ...

Raoul Biltgen hat in einem Musikvideo der österreichischen folk noir Band Son of the Velvet Rat mitgespielt.